Ein Tag im Hundezwinger

Was genau macht ein Doghandler? Wie viel essen 63 Huskies pro Tag und was gehört alles zur Pflege der Schlittenhunde dazu? Ich habe mich einen Tag lang an die Füsse der Wildact-DoghandlerInnen geheftet.

Frühputz und Frühstück

Die ersten Sonnenstrahlen glitzern durch die Gitter der Hundezwinger hindurch, als die DoghandlerInnen um 7.00 Uhr morgens mit leeren Eimern das Zuhause der 63 Huskies betreten. Die einen Hunde liegen noch schläfrig in ihren Hütten, andere tappeln in ihren Zwingern hin und her und freuen sich auf den Besuch. Als erstes steht das morgendliche Putzen an und mit spitzen Schaufeln bewaffnet, die auch eingefrorene Hundehäufchen problemlos beseitigen, machen sich die Doghandlerinnen Sarah und Nadja daran, alle Zwinger sauber zu machen. Als Neuling bekomme ich natürlich prompt auch einen Eimer in die Hand gedrückt und unbeholfen versuche ich, von neugierig schnuppernden Hundeschnauzen begleitet, die Häufchen zu beseitigen und dabei möglichst durch den Mund zu atmen. Offenbar gewöhnt man sich an den strengen Geruch so früh am morgen. 

Derweil bereitet Jonas in der Futterküche das Frühstück für die Hunde vor. Bereits am Vorabend wurde das Trockenfutter in Wasser eingelegt, damit die Huskies mit der Mahlzeit auch Flüssigkeit zu sich nehmen. Jeder Hund bekommt im Winter täglich ca. 335 g Trockenfutter. Die Menge variiert je nach Gewicht der Huskies und der Jahreszeit. Um alle Mäuler zu stopfen werden täglich ca. ein 20 kg Sack Trockenfutter und 20 kg rohes Fleisch verfüttert. 

Die Fütterung der Huskies ist ein eingespieltes Ritual. Sobald Jonas mit den Futterbehältern in Sichtweite der Zwinger kommt, herrscht grosse Aufregung und Gebell. Die einzelnen Zwinger, in denen jeweils zwei Hunde wohnen, werden jedoch erst betreten, wenn absolute Ruhe herrscht. Mit einer Engelsgeduld – und vor allem einer lauten Stimme – werden die Hunde zur Ruhe ermahnt und es wird gewartet, bis sie sich beruhigt haben. 

Brav warten die Huskies bis alle Näpfe gefüllt sind. Dann müssen sie erst «Sitz» machen, bevor sie sich nach dem obligaten «Ok!» auf die Näpfe stürzen dürfen. «Jeder Husky hat seine eigenen Essgewohnheiten. Bror zum Beispiel kippt immer sein Futternapf um, weil er die Flüssigkeit nicht mag und isst nur die Stückchen.», erklärt Sarah. Um 8.30 Uhr sind alle Huskies gefüttert und erst dann gibt es auch für die DoghandlerInnen Frühstück. 

Welcher Hund mit welchem

In der Küche von Simone und Jürg ist bereits selbstgemachtes Brot, Marmelade und frischer Kaffee aufgetischt. Am Frühstückstisch wird der restliche Tag geplant. Jürg verteilt Zettel mit der Aufstellung der heutigen Teams für die Halbtagestour. Jeder Schlitten wird von fünf bis sieben Huskies gezogen und welcher Husky neben welchem läuft, ist eine halbe Wissenschaft. Jedes Mal müssen die Teams neu evaluiert werden – je nach Stärke sowie gesundheitlichem Zustand der Hunde, Läufigkeit und wer sich mit wem versteht. Anhand dieser Aufstellung wissen die DoghandlerInnen, wie sie die Schlitten vorbereiten sollen, was sie auch gleich nach dem Frühstück tun. Die personalisierten Hundegeschirre werden rausgesucht, die Schlitten aufgestellt und die Hunde an ihre richtigen Plätze gespannt. 

Die heutigen Gäste dürfen beim Anziehen der Hundegeschirre und der Booties mithelfen. Letztere schützen die Pfoten der Huskies, wenn sie leichte Verletzungen oder empfindlich Pfoten haben. Die Hunde laufen pro Saison 3500 – 4000 km, was die Hundepfoten natürlich strapaziert. Ein Hundebootie hält etwa 100-150 km, somit werden pro Saison zwischen 1500 und 2000 Booties gebraucht. 

Die heutige Tour wird von Nadja geleitet. Nachdem sie mit den Gästen im Schlepptau den Hundezwinger verlassen hat, lassen Sarah und Jonas die übrigen Huskies in den Freilauf. Auch hier muss penibel darauf geschaut werden, welcher Hund mit welchem freigelassen wird. Die DoghandlerInnen müssen immer genau wissen, welche Hunde gerade läufig, welche nicht kastriert sind und auch welche sich nicht miteinander vertragen. Jeden Tag werden alle Hunde in Gruppen von ca. sechs Hunden in den Freilauf gelassen. 

Das ist nicht nur das Highlight der Huskies, sondern auch mein Lieblingsmoment des Tages. Voller Elan stürmen die Hunde aus ihren Zwingern und drehen freudig ein paar Runden, beschnuppern alles und jeden, bis sie dann zu uns kommen und sich ausgiebig streicheln lassen.

Der Freilauf ist jedoch nicht bloss Kuschel- und Spielstunde: Die DoghandlerInnen beobachten die Huskies dabei aufmerksam und kontrollieren beim Streicheln die Pfoten, bürsten die Hunde, die ihr Winterfell verlieren, und notieren sich Auffälligkeiten.

Die Hunde geniessen die Streicheleinheiten in vollen Zügen.

Zu jedem der Hunde haben die DoghandlerInnen eine Beziehung und wissen eine Geschichte zu erzählen.

Die 63 Namen können sie natürlich alle auswendig und stellen mir Rätsel, welcher Hund wohl mit welchem verwandt ist. Einen Trick gibt es zum Glück: Bei jedem Wurf werden die Geschwister nach einem Thema benannt. So gibt es etwa den Gewürzewurf mit Namen wie Chili, Muskat und Paprika, den KünstlerInnenwurf mit Frida, Dali und Gauguin sowie den Automarkenwurf mit Honda, Mazda und Toyota.

Alles unter Kontrolle

Nach ihrer Mittagspause bereiten Sarah und Jonas schon Mal das Abendessen für die Hunde vor. Sarah drückt mir zwei Abwaschhandschuhe in die Hände und ich helfe ihr das rohe Fleisch zu zerkleinern, das einen intensiven Geruch verströmt. Die 20 kg Fleisch werden anschliessend in Wasser eingeweicht.

Danach werden noch die restlichen Hunde in den Freilauf gelassen, bis die Gäste um 16.00 Uhr von ihrer Tour zurückkommen. Die hechelnden Hunde werden erstmal mit einer kleinen Portion Trockenfutter belont, während alle Pfoten auf Verletzungen hin untersucht werden. In einer Liste wird festgehalten, welcher Hund bei der nächsten Tour an welchen Pfoten Booties braucht.

 

Die Booties und Hundegeschirre werden verräumt und die Huskies zurück in ihr Zuhause geführt. Der Befehl dazu lautet übrigens: «Medihaus», was so viel wie «Mädels ins Haus» bedeutet – auch für die Rüden.

Die Hündin Foster bekommt von Jonas ein desinfiszierendes Fussbad, da sie schon seit ein paar Tagen eine Verletzung an den Pfoten hat.

Feierabend

Sobald alle Huskies in ihren Zwingern sind, gibt es nochmals eine Putzrunde, bevor die Hunde ihr Abendessen bekommen. Als die DoghandlerInnen um 18.00 Uhr den Hundezwinger verlassen, werden sie von lautem Hundegeheul begleitet, das wie ein Wolfsrudel klingt. Sie freuen sich auf den wohlverdienten Feierabend und lassen den heutigen Tag gemeinsam in der Abendsonne ausklingen.

Sie haben sich alle drei mit der Saison auf der Huskyfarm einen Traum erfüllt, obwohl der Alltag alles andere als nur romantisches Hundeschlittenfahren ist. Nadja und Jonas sind bereits die zweite Saison hier oben und auch Sarah blickt dem baldigen Ende der Saison mit Wehmut entgegen. Ich bin bereits nach einem Tag schon ziemlich erschöpft und sinke nach dem Nachtessen glücklich, aber hundemüde in mein warmes Bett.

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