Hundeschlittenfahren für Anfänger

Wie fühlt es sich eigentlich an, auf einem Hundeschlitten zu stehen? Kann ich den wirklich alleine lenken? Ein Erfahrungsbericht für alle Neulinge.

Einführung in die Kunst des Hundeschlittenfahrens

Wir werden von unserem Hundeschlittenguide Nadja vor dem Garderobenhäuschen in Empfang genommen. Denn für alle, die sich Sorgen machen, ob sie genug warme Ausrüstung im Gepäck haben, gibt es bereits eine gute Nachricht: Niemand muss auf dem Schlitten frieren. Wir werden mit extra warmen Schuhen, Hosen und Spezialjacken ausgestattet, die den eisigen Temperaturen standhalten. Selbst mitnehmen musste ich nur meine Thermounterwäsche, eine Mütze, dicke Socken, Handschuhe und eine Sonnenbrille.

Sobald wir alle warm eingehüllt sind, treffen wir uns vor dem Hundezwinger, wo die Huskies bereits vorfreudig auf uns warten. Sowohl wir als auch die Hunde müssen sich jedoch noch kurz gedulden, denn zuerst gibt uns Nadja eine Einführung in die Kunst des Hundeschlittenfahrens. Denn dieser Ausflug wird keine Kutschenfahrt: Alle bekommen einen eigenen Schlitten, auf dem wir hinten auf den Kuven stehen und von fünf Huskies gezogen werden. Nur Nadja, die zuvorderst fahren wird, hat sieben Hunde im Gespann - plus ihre eigene Hündin Maily, die wahlweise neben dem Schlitten herspringt oder im Schlittensack sitzen darf.

Nadja erklärt, dass wir während der Fahrt unsere Hunde immer gut beobachten sollen. Es gibt zwei Gründe den Schlitten anzuhalten: Wenn ein Husky eine kurze Pause braucht, um sein Geschäft zu erledigen, oder wenn sich ein Hund in die Leine verwickelt hat. Aber wo ist denn bloss diese Bremse, denke ich mir schon, als Nadja auf den Schlitten springt und uns die beiden Arten zu Bremsen vorführt. Die harte Bremse ist eine Stange zwischen den Füssen und leicht abbremsen kann man mit einer schwarzen Matte zwischen den Kuven. Um dem Schlitten mehr Gewicht zu geben, befindet sich übrigens bei Halb- und Tagestouren in jedem Schlittensack ein 20 kg schwerer Futtersack. 

«Falls der Schlitten mal umkippen sollte», beginnt Nadja zu erklären, während wir besorgte Blicke untereinander austauschen, «lasst ihn wenn möglich nicht los.» Sie legt ihren Schlitten auf die Seite und zeigt, wie man am Besten wieder aufstehen kann, ohne dass einem die Hunde davonrennen. «Wenn Ihr ein Problem habt, bleibt einfach stehen und ich komme Euch helfen. Verlasst auf keinen Fall den Schlitten, denn die Hunde wollen immer laufen und werden das auch ohne Euch tun.»

Dass die Hunde unbedingt Loslaufen wollen, zeigt sich, sobald wir den Hundezwinger betreten. Noch nie habe ich so viel Hundegebell auf einmal gehört. Doch als ich meine fünf Schlittenhunde begrüsse, verschwindet die erste Sinnesüberforderung vom lauten Gebell, denn die Huskies lassen sich äusserst gerne streicheln und scheinen sich genau so auf die Fahrt zu freuen wie wir.

Einige von ihnen tragen Booties, um ihre Pfoten bei den langen Fahrten zu schützen. Diese Hundeschuhe bieten Schutz vor Fussverletzungen und erleichten den Tieren das Laufen.

Auf die Schlitten, fertig, los

Sobald wir auf die bereits vorbereiteten Schlitten draufstehen, müssen wir mit beiden Füssen auf die grosse Bremse stehen, damit der Schlitten nicht gleich losfährt, wenn die Hunde freigelassen werden. Denn nun wird das Tor geöffnet, das den Weg in Lapplands Schneelandschaft freigibt. Die DoghandlerInnen machen unsere Hundegespanne startklar, geben uns nochmals letzte Tipps und begleiten jeden einzelnen Schlitten bis zum Tor. 

Ein Schlitten nach dem anderen wird in einem Abstand von ca. 5-10 Metern losgelassen und wir verlassen den Hundezwinger in Richtung Wald. Das erste Stück muss ich viel bremsen, damit die Huskies ihr richtiges Lauftempo finden. Am Anfang suche ich noch mein Gleichgewicht mit einem Fuss auf der Bremse und einer auf der Kuve, erinnere mich dann jedoch an Nadjas Rat, wie beim Skifahren etwas in die Knie zu gehen und in den Kurven etwas reinzulehnen, um Gegengewicht zu geben, und plötzlich funktioniert es einwandfrei. 

Nach einem kurzen Stück durch den Wald fahren wir auf den See hinaus und ich kann die Bremse loslassen. Ich merke wie angespannt meine Füsse sind und beginne mich zu entspannen. Mein Blick schweift über die glitzernde Schneedecke, die den zugefrorenen See bedeckt. Es ist ein überwältigendes Gefühl auf diesem Hundeschlitten stehend über die unberührte Schneelandschaft zu gleiten. Es kehrt eine unbeschreibliche Ruhe und ein Gefühl von Freiheit in mir ein. Das einzige Geräusch, das ich höre, ist mein eigener Atem und das Trippeln der Hundepfoten auf dem Schnee. 

In wenigen Minuten haben wir den See schon überquert und fahren durch kleine Waldstrecken hindurch. Der Weg schlängelt sich an verschneiten Bäumen vorbei, die Hunde wissen genau wo abbiegen und welchem Trail sie folgen müssen. Manchmal muss ich etwas abbremsen und mein Gewicht in den Kurven gut verlagern. Nach kurzer Zeit habe ich den Dreh raus und fühle mich sicher auf dem Schlitten. Ich lasse meinen Blick streifen und kann mich an der verschneiten Landschaft nicht sattsehen. Als wir wieder den See erreichen, kann ich nicht fassen, dass bereits zwei Stunden vorbei sind und würde am liebsten noch tagelang auf dem Schlitten über die Schneelandschaft gleiten. Das Hundeschlittenfieber hat mich gepackt.

Zurück auf der Huskyfarm

Nach unserer Ankunft im Hundezwinger gibt es erstmal ein paar Streicheleinheiten für die hechelnden Huskies, die uns durch die Gegend gezogen haben. Dann bekommen die fleissigen Läufer ihre verdiente Mahlzeit. Wer Lust hat, kann mithelfen den Huskies das Hundegeschirr abzuziehen und die Doghandler führen die Hunde wieder an ihre Plätze in den Zwingern zurück.

Dann gibt es auch für uns eine Stärkung und bei frisch gebackenen Zimtschnecken und einem Kaffee tauschen wir uns über unsere Eindrücke aus. Auch Nadja ist mit dabei und beantwortert alle brennenden Fragen, die während der Fahrt durch unsere Köpfe gingen, und erzählt vom Alltag auf der Huskyfarm. 

Vor allem in einem Punkt sind wir uns alle einig: Das war bestimmt nicht unsere letzte Hundeschlittenfahrt. 

Wir stellen vor

Die Autorin dieses Erfahrungsberichts ist Meret Mendelin, die gerade eine Auszeit auf der Huskyfarm ihrer Cousine macht und dabei die Natur Lapplands in vollen Zügen geniesst.

Um ein erstes Mal Hundeschlittenluft zu schnuppern, eignet sich eine Halbtagestour. Und für alle, die das Hundeschlittenfieber bereits gepackt hat, gibt es auch längere und mehrtägige Huskytouren mit Übernachtungen in der Wildnis Lapplands.

Zurück